Franks Ansichten

Titel: Bye bye Engelchen, oder wenn der Teufel auf dem Friedhof wütet

11.12.13 WAZ: Duisburg

Vandalismus und Metalldiebstähle sind auf den Duisburger Friedhöfen keine Seltenheit. Dass aber gleich 60 Gräber geplündert werden, wie jetzt in Alt-Walsum, das kommt selten vor.......

26.12.13 Köllner Stadtanzeiger: Der Münstereifeler

Friedhof stand Anfang der Woche gleich zweimal im Fokus........ am Morgen des Heiligabends wurde außerdem festgestellt, dass Metalldiebe dort ihr Unwesen getrieben hatten. An einer Grabstelle fehlte die kupferne Abdeckung eines Grabkreuzes. Andere Grabstellen wurden beschädigt.......

30.12.13 Rhein-Erft Rundschau: Bergheim

Wilhelm Lützler (84) traute seinen Augen nicht, als er das Grab seiner Mutter auf dem Quadrath-Ichendorfer Friedhof aufsuchte: Unbekannte hatten die bronzene Laterne, die auf der marmornen Grabplatte befestigt war, abgesägt und entwendet.......

19.01.14 Teltower Stadtblatt: Metalldiebe plündern Friedhof...........

Diesmal traf es das Mausoleum des Kammergerichtsrates Friedrich Müller. Die beiden kunsthistorisch wertvollen Bauwerke gehörten zu den Schmuckstücken des einzigartigen Friedhofs..............


Dieses sind nur einige aktuelle Pressemeldungen der letzten Zeit über Metalldiebstahl auf Friedhöfen. Täglich gibt es neue Meldungen über Entwendungen an Privathäusern, Baustellen, Gleisanlagen u.s.w. . Der letzte Diebstahl auf dem Friedhof Ohlsdorf um den 03.-06.01.14 ist Grund genug für mich hier meine persönliche Meinung zu schreiben.

Wir als PRG oder „Geisterjäger“ (wir mögen diesen Begriff nicht sonderlich, weil er ein falsches Licht auf unsere Arbeit wirft) sind des öfteren auf Friedhöfen zu finden. Nicht um Untersuchungen durchzuführen. Dieses ist in unserer Gruppe ein absolutes „no go“ aus ethischen Gründen. Der Friedhof ist vor allem ein Ehrenplatz für Verstorbene und Ort der Trauer und des Gedenken für die Hinterbliebenen. Wenn weltweit andere Gruppen das anders sehen, ist es ihre Sache. Solange wir nicht von einer Verwaltung oder Träger beauftragt werden einen Friedhof zu untersuchen, bleiben die Geräte zu Hause.
Was machen wir also auf den Friedhöfen? Die Antwort ist recht einfach. Wir lernen! Wir lernen über die Darstellung und Umgang mit dem Tod über die Epochen. Tod, Trauer und Gedenken begreifbar zu machen. Das Wissen hierüber erleichtert uns den Umgang mit Menschen mit paranormalen Vorkommnissen, die aber im Hintergrund sich in einem (nicht beendeten) Trauerprozess befinden. Auf „Sepulkralkulturellen- Spaziergängen-Light“ zeigen wir dem einen oder anderen Gast oder Betroffenen die verschiedensten Darstellungsformen von Trauer und Tod. Lernen über die Bildhauer, Architekten und Familiennamen, die oftmals im Hamburger Stadtbild wiederzufinden sind. Viele Skulpturen sind kostbare, über 100 Jahre alte Unikate, die in ihrer Ausdrucksform ihres Gleichen suchen. Wir haben in Hamburg alleine auf dem Friedhof Ohlsdorf eine große Anzahl Großgräber, Gedenkstätten und 800 Grabskulpturen von denen wir lernen können. Den letzten Satz muss ich leider korrigieren, er lautet seit Anfang Januar.... 799 Grabskulpturen, von denen wir lernen können. Auch der Friedhof Ohlsdorf wurde wieder einmal von Metalldieben heimgesucht.

Am 9. Januar war ich in meinem Arbeitszimmer gerade am PC beschäftigt, als Daniela, meine Lebensgefährtin und PRG´lerin mir aus dem Wohnzimmer zurief: „Hast Du schon gehört, der Löwe ist geklaut worden“. Ohne vorab eine Info zu haben, wusste ich sofort welcher Löwe auf dieser Welt gemeint war. „Der Grablöwe von Hagenbeck´s?“ …. „Ja, am letzten Wochenende irgendwann, weg“. Meine Worte danach lasse ich hier mal beiseite. Ich merkte nur, dass mein Hals anfing zu pulsieren und ich die Nachricht fast als einen persönlichen Angriff empfand. Eine der bedeutendsten Grabkunstwerke auf Ohlsdorf, nicht mehr da? 150 Meter von der nächsten Straße einen 250 Kilo Löwen bewegen? Ohne das es jemand mitbekommt? Dienstag erst bemerkt? Wer macht so was? Viele Fragen die mich beschäftigen.

Wenn man die Medienberichte über Metalldiebe in Deutschland aufmerksam verfolgt, wird man schnell merken, dass das Geschäft nicht in Händen von Skandinaviern liegt. Aber egal woher sie kommen, diese skrupellosen Individuen haben definitiv keinen Bezug zu unserer Kultur und Gesellschaft. Ihr beschränktes Denken lautet Kilo = Euro, nehmen dabei beim Klauen von Kabeln an Bahnlinien die Tötung von Bahnfahrgästen in Kauf. Falls sie ertappt werden, reagieren sie eiskalt mit Gewalt.


08.01.14 Berliner Morgenpost: Regenrinnen gestohlen

72-Jährige ertappt Metalldiebe und wird geschlagen. Eine Anwohnerin hat in Neukölln zwei Männer angesprochen, die mit Regenrinnen unterwegs waren. Daraufhin gingen die Diebe auf die 72-Jährige los. Alarmierte Polizisten nahmen die beiden fest........

16.01.14 Hamburger Morgenpost: Veddel: Metalldiebe rammen Sicherheitsmann.

Er wollte die Gauner stellen und liegt nun schwer verletzt im Krankenhaus! Ein Sicherheitsmann hat sich am Mittwoch einem Metallklau-Duo in den Weg gestellt. Diese fuhren ihn an und flüchteten.....


Der auf Ohlsdorf gestohlene bronzene Löwe wurde von J. Pallenberg geschaffen und zeigt den Löwen „Triest“. Es war C. Hagenbecks Lieblingslöwe, der ihm einmal, bei einer Raubkatzenattacke, das Leben rettete. Der Wert der Skulptur wird auf 100.000 € geschätzt, der kulturhistorische Wert ist unbezahlbar. Das Perverse ist: die Diebe freuen sich wohl auf ungefähr schmutzig verdiente 1000 € verkauftes Altmetall. Für die Familie Hagenbeck, im allgemeinen aber alle Menschen die von Grabschändern beklaut wurden, ist es schwer, mit so einer ekelhaften Tat zurecht zu kommen. Der Wert ist nicht ersetzbar, erinnert die Skulptur oder Grabplatte doch an verstorbene Familienmitglieder und war oftmals tiefer Bestandteil vieler Generationen einer Familie.

Der Schrei wird laut „So macht doch einer was dagegen“.
Wie in der Presse zu lesen war, wird der Diebstahl des Löwens von der Polizei als „Metalldiebstahl“ bearbeitet. Gefühlt bedeutet das wohl, es wird bestimmt mit gaaanz viel Herzblut der Sache nachgegangen und nach 3 Monaten kommt der schlaue Brief der Staatsanwaltschaft mit dem Standard Text „Verfahren eingestellt...". Ich schaue da ziemlich erwartungslos in diese Richtung.

Hat die Friedhofsverwaltung alles getan eine solche Straftat zu verhindern?
Meine persönliche Meinung …. NEIN.
Auch wenn unsere städtische Verwaltung des Friedhofs ansonsten einen super Job macht, in diesem Punkt kann man es besser machen. Es hätte nicht so ohne weiteres passieren dürfen, wenn man aus der Vergangenheit gelernt hätte. Spätestens nach den 3 Diebstählen bedeutender Skulpturen in 2011 („gebeugte Frau vor dem Steinkreuz“ Grabstätte Delfs, „der Redner“ vom Ehrenhain der Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten und „die Trauernde“ von der Grabstätte Garvens-Rackwitz) müsste eine bessere Sicherung der Werte durchgeführt werden.

Ein Friedhof ist ein Dienstleister, der seinen Kunden gewährleisten sollte, dass sein eingebrachter Wert relativ sicher ist. Das 394 Hektar große Gelände lässt sich nicht Überwachen, das ist klar. Aber was wäre wenn die Verwaltung eine automatische Kameraerfassung mit Nummernschildkennung an den Einfahrten und Ausfahrten installiert? Der Friedhof ist Stadtliegenschaft und eine Überwachung des Grundstücks rechtens. Kraftfahrer, die nur auf der „Durchfahrt“ sind, können den Friedhof auch umfahren, wenn sie nicht erfasst werden möchten. Der normale Friedhofsbesucher wird nichts dagegen haben, dass sein KFZ für eine kurze Zeit „abgespeichert“ ist.
Das würde leider nicht verhindern, dass kleinere Metallgegenstände verschwinden oder mutwillig Objekte zerstört werden, wie die Embryo-Steinskulptur am Gedenkplatz für nicht beerdigte Kinder in 2012.
Aber Skulpturen wie die Entwendete vom Garvens-Rackwitz Grab (ca. 600 Kg) werden nicht in einer Handtasche entfernt. Hierfür braucht man schon einen Transporter. Zumindest die Chance eine Spur aufzunehmen, würde steigen.
Ich denke, wenn die Friedhofsverwaltung den Text hier liest, würde sie es als „dumme Idee“ abtun, weil die Umsetzung kostet auch Geld ....der Stadt Hamburg Geld! Aber wollen wir weiterzählen? 798....797......796.........

Wir, als Besucher des Friedhofes, sollten die Augen aufhalten und im Verdachtsmoment eines Diebstahls sofort die Verwaltung oder Polizei informieren, aber nicht selbst versuchen den Raub zu stoppen. Denn wie zum Anfang hier zu lesen ist, schrecken diese skrupellosen Individuen nicht vor Gewalt zurück.

20.01.2014 © Frank Werner